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24.03.2016

Diskussion zur dreijährigen PTA-Ausbildung: Zweiter ‚Runder Tisch‘ in Berlin erzielt wagen Konsens

Aktueller Kommentar von Sabine Pfeiffer, BVpta Bundesvorsitzende

Am 17. März 2016 tagten in einer von Adexa initiierten Berliner Gesprächsrunde zur Verlängerung der PTA-Ausbildung Vertreter von Adexa und BVpta, PTA-Schulen, Apothekerkammern und Verbänden sowie der ABDA. Auf Basis der Pro und Contras vier vorliegender Modellvarianten wurde ein Konsens angestrebt. Die Option mit den niedrigsten Widerständen aller Interessenvertreter entfiel dabei auf eine zweijährige Schulzeit plus einjährigem Praktikum mit begleitendem Unterricht und einer verpflichtenden tariflichen Ausbildungsvergütung. Als mehrheitlicher Konsens erkennt der BVpta dies als ein tragfähiges Modell im weiteren Verhandlungsprozess an. Dennoch bleibt aufgrund des Votums der ABDA gegen eine Ausbildungsverlängerung auch weiterhin mit ordentlich Gegenwind zu rechnen.

Die Notwendigkeit einer Verlängerung der Ausbildungszeit liegt klar auf der Hand: Veränderte Anforderungen in den Apotheken und der Qualifikationsrahmen für Assistenzberufe im Gesundheitswesen erfordern ohne Zweifel eine Anhebung auf drei Jahre. Doch leider sind die Positionen hinsichtlich der vom BVpta seit langem geforderten Verlängerung bekanntlich unterschiedlich. Auch die Gespräche unter den Interessenvertretern ebenso wie Umfragedaten von BVpta, Adexa, Kammern u.a. konnten bisher nicht zu einem einheitlichen Meinungsbild führen.

Insgesamt gibt es eine klare Haltung der Interessenvertreter der PTA und bei PTA-Schülern, die sich mit rund 80 % für eine Ausbildungsverlängerung aussprechen. Konträr dazu zeigen sich aber beispielsweise teils die Positionen der Lehrkräfte: Die Ergebnisse der bundesweiten BVpta-Umfrage 2015 bei 116 Schulleitern und Lehrern von PTA-Schulen wies eine Mehrheit von über 68 % als Befürworter der dreijährigen Ausbildung aus. Hingegen lehnten rund drei Viertel der aktuell befragten 39 Schulleiter und Lehrer durch die LAK Niedersachsen dies offensichtlich ab.

Das belegt einmal mehr, dass es nicht nur unter den Interessenparteien, sondern auch bei den Bundesländern heterogene Positionen aus unterschiedlichen Motiven gibt. Denn laut LAK Niedersachsen sprachen sich auch 73 % von 128 befragten Apothekern für die Verlängerung aus – schon erstaunlich, da die ABDA doch alles weitgehend beim Alten belassen will! Gemäß Votum der ABDA und einzelner Kammern soll nämlich folgendes Modell greifen: Zwei Jahre Schule und ein halbes Jahr Praktikum mit lediglich gewisser Neustrukturierung und Streichung bzw. Kürzung bestimmter Lehrinhalte – also bestenfalls ein „Reförmchen“, dass der BVpta keinesfalls favorisiert! Denn die Situation an den PTA-Schulen bescheinigt eindeutig, dass es bereits zu viel Lehrstoff in zu kurzer Zeit zu bewältigen gilt, viele Ausbildungsinhalte nicht mehr zeitgemäß sind oder solche gänzlich fehlen, die die Ausbildung zukunftsgerecht gestalten würden.

Als tragfähige Novellierungsmodelle kommen daher nach Auffassung des BVpta überhaupt nur die folgenden drei auf dem Tisch liegenden Entwürfe in Betracht:

  • Zweieinhalb Jahre Unterricht und ein halbes Jahr Praktikum, neue Inhalte und Vertiefung des Lehrstoffes – das von BVpta und ADEXA favorisierte Modell.
  • Zwei Jahre Schulzeit und ein Jahr Praktikum, Praxisstärkung – nicht mehr Schulgeldzahlung.
  • Zwei Jahre Schulzeit und ein Jahr Praktikum mit Blockunterricht – mehr Praxis mit begleitendem Unterricht an Schulen oder Kammern.

In der Konsensfindung der Gesprächsrunde ergab sich schließlich eine Mehrheit für den letztgenannten Vorschlag, also zwei Jahre Schule und ein Jahr Praktikum mit Blockunterricht.

Nun heißt es für uns PTA-Vertreter, hier genau hinzuschauen und auch immer wieder im BMG vorstellig  zu werden,  damit nicht Beschlüsse – beeinflusst durch die ABDA und andere Gegner – über unseren Kopf hinweg gefällt werden. Wir verwehren uns dagegen, dass wir immer wieder als „Anhängsel“ der Apothekerschaft gesehen werden, denn wir sind ein unabhängiger bundesrechtlich geregelter Gesundheitsfachberuf! Darauf müssen wir – leider – immer wieder hinweisen. Es muss ein neues, modernes Berufsgesetz her, ist doch unseres das am Längsten nicht angetastete. Zudem sind wir PTA der einzige Gesundheitsfachberuf mit einer zweieinhalb-jährigen Ausbildung, alle anderen haben bereits die dreijährige Ausbildung.

Auch fiel der Begriff „Apotheker light“, von einigen Apothekern immer wieder gerne ins Feld geführt. Wir verstehen diese Ängste nicht! Apotheker haben fest definierte Aufgaben im Gesundheitswesen, sind sie doch aufgrund ihres Studiums Fachexperten für Arzneimittelwirkungen. Wir PTA können diese Kompetenzen aufgrund unserer Ausbildung (pharmazeutisch-technisch!) nicht erfüllen und wollen den Apothekern auch nicht den „Rang ablaufen“! Hier hat sich bei so manchen Apothekern quasi eine Phobie eingeschlichen, die endlich ablegt werden sollte.

Allen Parteien ist doch bewusst, dass es um den PTA-Nachwuchs schlecht bestellt ist, obwohl dieser dringend benötigt wird. Immer weniger Schulabgänger entschließen sich, den PTA-Beruf zu ergreifen. Läge es denn nicht schon deshalb auch für die ABDA nahe, endlich die richtigen Voraussetzungen in PTA-Ausbildung und Berufsgesetz für mehr Attraktivität und Perspektiven zu unterstützen?

Wir dürfen also gespannt sein, wie alle Interessenvertreter mit dem hier erzielten Konsens umgehen und wie die nächsten Schritte aussehen werden. Wir vom BVpta sind zumindest mit einem wagen Hoffnungsfunken einer Einsicht der ABDA aus diesem Verhandlungstag gegangen und werden weiterhin für eine dreijährige Ausbildung, verpackt in ein neues zukunftsweisendes Berufsgesetz, für unseren Berufsstand kämpfen!

Sabine Pfeiffer
BVpta Bundesvorsitzende

 

 

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