Aktuelles

Ungewöhnliche Konstellationen


Ein Kommentar unserer Bundesvorsitzenden Sabine Pfeiffer zur aktuellen gesundheitspolitischen Lage im Bereich der Apotheken und Arzneimittelversorgung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ungewöhnlich sind sie schon, die Zeiten, in denen wir derzeit gesundheitspolitisch leben. Denn während sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn anscheinend das Gestrige, nämlich den Erhalt des durchaus analogen Paket-Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln, auf die Fahnen geschrieben hat, hat die Berufsvertretung der Apotheker das Zukunftsthema Digitalisierung für sich entdeckt. Schon zum zweiten Mal widmet der deutsche Apothekerverband ihr ein komplettes Wirtschaftsforum. Gleichzeitig wird die ABDA mit der noch jungen Netzgesellschaft Deutscher Apotheker zum Vorreiter des elektronischen Rezepts. Dass der Versandhandel da mit einer Krankenkasse im Moment die Nase etwas vorn hat, macht mir keine Angst. Denn die Apotheker arbeiten mit den Ärzten und den Kassen zusammen. Nur so kann dann ein technologisches Konzept entstehen, das tatsächlich Chancen auf eine bundesweite Umsetzung hat und Verordnungen mit einer Größenordnung von Abermillionen auch tatsächlich stemmen kann.

Wir PTA können der Digitalisierung positiv gegenüberstehen. Erstens geht ohnehin kein Weg an ihr vorbei. Zweitens wird sie in dem hoch beratungsintensiven Bereich der Arzneimittelabgabe auch keine qualifizierten Jobs überflüssig machen. Im Gegenteil: Alle die, die dort tätig sind, lässt sie zum Nutzen der Verbraucher und Patienten noch besser werden. Auch die Kunden des Versandhandels, das zeigen neueste Umfragen, wollen im Übrigen Qualität noch mehr als nur günstige Preise.

Das schreit geradezu nach Einführung eines Konzeptes, das bereits vor Jahren diskutiert wurde: den Botendienst mit pharmazeutischem Personal, den man vielleicht auch als genossenschaftliche Einrichtung mehrerer Apotheken organisieren kann. Damit bekämen die Besteller ihre Medikamente am gleichen Tag und könnten sich zudem auch noch qualifiziert beraten lassen – eine Win-Win-Situation. Dafür stehen wir PTA gerne bereit. Denn das kann kein Versender leisten und zwingt aktuell sogar Amazon in die Knie. Und weil bei den Apotheken auch niemand fürchten muss, dass seine persönlichen Daten an die Firmen Hinz und Kunz zur Erstellung von Gesundheitsprofilen verhökert werden, könnte sich dieser Gemeinschaftsservice auch ganz schnell als echtes Erfolgsmodell erweisen.

Als Erfolgsmodelle werden ja alle vier Jahre auch die Koalitionsverträge gefeiert, auf deren Umsetzung die Koalitionäre normalerweise penibel achten. Diesmal ist auch hier alles ein wenig anders. Dabei ist es nicht die SPD, die bei der Abschaffung des RX-Versandhandels bremst, der sie erst kurz vor dem Ende der Koalitionsverhandlungen auf Drängen von Hermann Gröhe zugestimmt hat. Ausgerechnet Gröhes Nachfolger Jens Spahn mag die Vereinbarung in diesem Punkt nicht umsetzen. Ob dies, wie manche Journalisten andeuten, seiner früheren Kooperation mit dem DocMorris Chefstrategen Max Müller geschuldet ist, bleibt Spekulation. Fakt ist, dass sich der Widerstand gegen das Vorgehen des Ministers in letzter Zeit immer stärker formiert. Immer mehr Unionspolitiker und sogar Pharmaziestudenten drängen auf Erledigung. Uns PTA haben sie dabei auf ihrer Seite. Denn die Arzneimittelversorgung mit Beratung vor Ort ist nicht nur unsere Domäne; sie sichert auch Qualität – und nicht zuletzt unsere wohnortnahen sowie frauenfreundlichen Arbeitsplätze. Deshalb bezieht auch der BVpta hier eine klare Position.

Mehr auch über diese und auch viele andere politische Thema erfahren Sie bei unserer Mitgliederversammlung am 15. März in Stuttgart während der Interpharm. Hier kann man auch viele engagierte KollegInnen treffen und sich zudem qualifiziert fortbilden. Das wäre doch eigentlich der ideale Ort für ein Wiedersehen. Sehen wir uns in Stuttgart?

Ihre Sabine Pfeiffer