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Der PTA-Beruf feiert 50. Geburtstag

Ein Hoch auf die „68er Bewegung“ in der Apotheke

Der Tag der Apotheke bietet für den Bundesverband PTA e. V. (BVpta) in diesem Jahr Anlass einen besonderen Geburtstag zu bejubeln: Den Fünfzigsten der PTA – der heute größten Berufsgruppe in der Apotheke!

Der Tag der Apotheke bietet für den Bundesverband PTA e. V. (BVpta) in diesem Jahr Anlass einen besonderen Geburtstag zu bejubeln: Den Fünfzigsten der PTA – der heute größten Berufsgruppe in der Apotheke! 65.823 Pharmazeutisch-technische AssistentInnen inkl. Praktikanten waren laut aktueller ABDA-Statistik 2017 in 19.748 öffentlichen Apotheken (inklusive Filialen) beschäftigt, somit fast 15.000 PTA mehr als Apotheker (approbierte Apotheker und Apothekenleiter). Die Frauenquote unter den PTA beträgt stolze 97,2 Prozent. Doch nicht nur als eine seltene Frauen-Domäne ist der PTA-Beruf unverzichtbar geworden. Keine Apotheke könnte heute mehr ohne ihre PTA existieren!

Rückschau auf eine Geburtsstunde mit Widerständen

Am 18. März 1968 verabschiedete der Deutsche Bundestag das „Gesetz über den Beruf des PTA“. Die Geburtsstunde des „mittleren“ pharmazeutischen Personals war besiegelt. Bedeutsamer hätte das Geburtsjahr nicht sein können. Vor allem die Bürgerrechts- und Studentenbewegungen sowie die Hippie-Welle prägten das Jahr. Insofern lässt sich der auflehnende Zeitgeist der 68er Bewegungen auch auf die Entstehung des PTA-Berufs übertragen: Denn im weiteren „Geburtsverlauf“ obsiegte eine Minderheit gegen den Widerstand all jener Apotheker, die diese Geburt zunächst wenig herbei sehnten!

Während nur einige Apotheker mit Weitblick für die Notwendigkeit von PTA warben, sahen viele darin eine Abwertung ihres Berufsstandes und eine Existenzbedrohung. 1961 sprach sich erstmals eine Mehrheit auf dem Apothekertag in Bad Wiessee für PTA aus, doch es folgten weitere Jahre des Ringens. 1965 versuchte noch der Bundesverband der Angestellten in Apotheken (BVA), ehemals Vorgänger der heutigen Apothekengewerkschaft ADEXA, per Aufruf an seine Mitglieder die Einführung des PTA-Berufes aus den benannten Beweggründen abzuwenden.

Der Durchbruch

Wegebnend für die Geburt des PTA-Berufs war schließlich die vom Gesetzgeber angekündigte Novellierung des Pharmaziestudiums und der Approbationsordnung. Damit standen angehende Pharmazeuten erst mit dem zweiten Staatsexamen als ‚Pharmaziepraktikanten‘ personell zur Verfügung. Apothekenleiter mussten also eine Angestelltenlücke schließen und benötigten dringend bezahlbare Entlastung, da es jede Mengen Rezepturen und Defekturen herzustellen galt. Damit brach schließlich der Widerstand und die ersten ausgebildeten PTA nahmen in den 70er Jahren Einzug in deutsche Apotheken.

 

>> Wer hätte damals gedacht, dass PTA einmal zur personell stärksten Berufsgruppe in der Apotheke werden würden! <<

 

Emanzipierung der PTA

Stand die PTA in den ersten zwei Jahrzehnten noch absolut im Schatten des Apothekers, so wandelte sich das Bild langsam. Als ein erster Befreiungsschlag aus den Fesseln des von angestellten Apothekern dominierten BVA formierte sich 1980 durch einige Engagierte der PTA-Schule Isny ein eigener Interessenverband PTA (Ivpta), der heutige Bundesverband PTA (BVpta). Damit setzte die Berufsgruppe der PTA einen Meilenstein in ihrer Emanzipierung. Was zunächst auf regionaler Ebene begann, entwickelte sich zu einer ernstzunehmenden Standesorganisation für Berufspolitik und Fortbildung. 1992 wurde der bundesweite Status per Namenswechsel zum „Bundesverband PTA e. V.“ (BVpta) besiegelt und die Geschäftsstelle nach Saarbrücken verlegt.

Wandel des PTA-Berufsbildes

Die berufliche Ausübung definiert das PTA-Berufsgesetz von 1968 zwingend „unter Aufsicht“ des Apothekers, was sich mit den Jahrzehnten in der Apothekenpraxis als unhaltbar erwies. Doch bis heute hat der Gesetzgeber dies nicht reformiert! Und dies, obwohl sich das Berufsbild der PTA seit den 80ern mit dem beginnenden Aufwind der Selbstmedikation, gefolgt von dem GKV-Modernisierungsgesetz (2004) und der Einführung der Rabattverträge (2007) mehr und mehr weg von Labor und Rezeptur hin zum Handverkauf orientierte. Inzwischen weist zumindest die Apothekenbetriebsordnung von 2012 einen realitätskonformeren Ansatz auf, wonach PTA u.a. die Befugnis erteilt werden darf, bestimmte pharmazeutische Tätigkeiten, wie z. B. die Beratung zu Arzneimitteln und Medizinprodukten, selbstständig auszuführen.

 

>> PTA wurden zu begehrten Fachkräften – sie leisten heute etwa 80 Prozent der Kundenberatung in der Apotheke! Sie sind damit eine tragende Säule in unserem Gesundheitswesen. <<

 

Herausforderungen der kommenden Jahre

Stetig qualifiziertes Fortbilden und die Weiterentwicklung der PTA in Beruf und Ausbildung sind auch im sechsten Berufsjahrzehnt unerlässlich! Damit steht dies auch weiterhin ganz oben auf der Agenda des BVpta. Bereits über 19.000 Registrierte nutzen regelmäßig die zertifizierten Fortbildungsangebote des Verbandes, über 100.000 Zertifikate werden jährlich an PTA vom BVpta ausgestellt.

Eine sichere, kompetente Kundenberatung auf Basis von Fach- und Beratungswissen bedeutet immer auch Verbraucherschutz! Insbesondere in Zeiten des Booms sozialer Medien und von „Dr. Google“ ist es elementar geworden, dem dort erworbenen vermeintlichen Laienwissen im Kundengespräch professionell und korrigierend zu begegnen.

BVpta-GütesiegelNeben aktuellem Fachwissen sind ebenso „soft skills“ gefragt: Ein offenes Ohr für Fragen, Einwände oder spezielle Kundenbedürfnisse und ein stets freundlich-sympathisches, empathisches Auftreten gehören ebenso zum modernen Berufsbild der PTA.

Zukunftsorientierte Kompetenzprofile und Bildungsanforderungen müssen zudem unabdingbar und kongruent sowohl in einer Novellierung des PTA-Berufsgesetzes als auch in der 1997 zuletzt angepassten Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für PTA verankert werden. Der BVpta fordert dies seit langem und ist auf allen politischen Ebenen stark engagiert. Der sich seit 2017 seitens des Gesetzgebers abzeichnende Fortschritt gibt nun Grund zur Hoffnung auf eine baldige Anpassung.

Die Novellierung der Ausbildung soll dabei auch eine Anhebung der Ausbildungszeit auf drei Jahre unter entsprechender Anpassung der Lehrpläne vorsehen. Eine solche Aufwertung der beruflichen Ausbildung ist nicht nur für eine Angleichung innerhalb des internationalen Bildungsrahmens für Assistenzberufe im Gesundheitswesen erforderlich. Er ist zudem von hohem Belang, um den Beruf der PTA bei jungen Menschen attraktiver zu machen und somit dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen.

Auch die finanzielle Anerkennung von Leistung und Fortbildungswille muss von vielen Apothekenleitern noch stärker berücksichtigt werden, um mit ausreichend qualifiziertem Personal künftig bestehen zu können. Die kommenden Jahre werden zudem mit Blick auf die Entwicklung des Apothekenmarktes und den Wandel durch die Digitalisierung viele neue Anforderungen in der Apotheke mit sich bringen.

 

>> PTA haben in den vergangenen 50 Jahren bewiesen, dass sie großen Herausforderungen gewachsen sind und werden dies zweifellos auch in Zukunft sein – gemeinsam mit dem BVpta als ihre starke Gemeinschaft und berufliche Interessenvertretung! <<

(Wir danken der Emser-Apotheke Berlin-Wilmersdorf und der Kur-Apotheke Bad Tölz für die freundliche Überlassung der historischen Apothekenfotos.)