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Bericht vom BVpta-Kongress: „Ohne uns PTA läuft nichts!“


Herzlich willkommen hieß es am 16. Juni in Leipzig zum diesjährigen Bundeskongress des BVpta unter dem Motto „Zukunft PTA-Beruf – wo führen die Wege hin?“.

Über 150 Teilnehmer waren der Einladung ins Congress Center an der Leipziger Messe gefolgt. Zu den Gästen und Referenten des BVpta-Kongresses in diesem Jahr zählten unter anderem Ulrike Flach (Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium), Kristin Schütz (Landtagsabgeordnete der FDP-Fraktion im Sächsischen Landtag), Friedemann Schmidt (Stellvertretender Präsident der ABDA – Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände), Prof. Gerhard Igl (Direktor des Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik in Europa der Christian-Albrechts-Universität Kiel), Jochen Pfeifer (Apotheker und Clinical Assistant Professor an der University of Minnesota), Sabine Ridder (Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe e.V.) sowie Claudia Schwan und Barbara Gombert von WEPA.

Im Foyer bot eine Industrieausstellung mit den Unternehmen Bayer Health Care, Pflüger, Rausch, Novartis, Norgine, WEPA Apothekenbedarf, Astellas, Salus, Centrum für Reisemedizin, Pharmatechnik und der FH Schmalkalden viele interessante Informationen und Gelegenheit für intensiven Austausch.

Bundesvorsitzende Sabine Pfeiffer begrüßte offiziell im Namen des BVpta-Vorstandes und der Geschäftsstelle die anwesenden KollegInnen und Gäste. Sie zeigte das intensive berufspolitische Engagement des Verbandes auf – unter anderem im Zusammenhang mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz und der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) – und betonte die wichtige Rolle, die den PTA in der öffentlichen Apotheke zukommt. „Ohne uns läuft nichts“, mit diesem Statement richtete sie sich direkt an die Apothekerschaft – mit dem Aufruf für mehr Anerkennung von Leistung und Kompetenzen der PTA. Sie verwies auf die dringende Notwendigkeit der zeitgemäßen Anpassung des PTA-Berufsgesetzes und der Novellierung der PTA-Ausbildung und appellierte an die Apothekerschaft, in das „Zukunftsboot“ einzusteigen, in dem sich der BVpta als richtungsweisend begreift.

Als erste prominente Gastrednerin betonte Ulrike Flach die Bedeutung einer sicheren Arzneimittelversorgung in Deutschland: Vier Millionen Kunden und Patienten kommen täglich bundesweit in die Apotheken, wo Sie eine kompetente Beratung zum Umgang mit Medikamenten suchen. Sie stellte fest, dass das System öffentliche Apotheke auch künftig nicht durch den Versandhandel ersetzbar sei. Auch sie unterstütze daher die Bestrebungen für eine baldige Novellierung von Berufsgesetz und Ausbildung. Sie appellierte in diesem Zusammenhang an die Apotheker, dieses Anliegen auch seitens der ABDA zügig voranzutreiben, denn schließlich sei man auf die Sicherung von Nachwuchskräften in den Apotheken angewiesen. Auch mit der Verabschiedung der neuen ApBetrO sieht sie die richtige Weichenstellung – veraltete Strukturen und unnötige Reglementierungen seien über Bord geworfen worden. Eine der Hauptforderungen des BVpta wurde in der Novelle der Verordnung verankert: Pharmazeutische Tätigkeiten sind auch künftig ausschließlich durch das pharmazeutische Personal zu leisten. Die wichtige Tätigkeit der PTA in Rezeptur und Defektur und ihr kompetenzgerechter, individueller Einsatz innerhalb der Apotheke, im Rahmen der Qualitätssicherung und Beratung von Kunden sei mit der neuen Verordnung vollauf bestätigt worden, betonte Flach. Sie wies im Weiteren auch auf die Anforderung einer leistungsgerechten Bezahlung in den Apotheken hin. Das Bundesgesundheitsministerium prüfe derzeit die Arzneimittelpreisverordnung und Apothekenzuschläge mit notwendigem Blick auf das Gesamtgefüge unterschiedlicher Interessen von Apotheken, Großhandel und Verbrauchern. Sie sehe die aktuellen Diskussionen hierzu ebenfalls auf einem guten Weg.

Kristin Schütz bezeichnete in ihrer Grußrede die PTA als Multitalent. Auch sie sieht eine hohe Priorität in einer fundierten dreijährigen Ausbildung und die Notwendigkeit anerkannter beruflicher Weiterbildungsmöglichkeiten. Und Friedemann Schmidt bekannte sich in seiner Begrüßung zur Wertigkeit der PTA im gemeinschaftlichen Miteinander des Apothekenteams. Auch er bestätigte Handlungsbedarf für die Sicherstellung qualifizierten Nachwuchses, nicht zuletzt durch die Anhebung der PTA-Ausbildungszeit auf drei Jahre. In der neuen ApBetrO sieht er ein solides Fundament für Weiterentwicklung und Modernisierung. Eine klare Absage erteilte er der Vertretungsbefugnis für PTA.

Als Einführung zum Diskussionsthema folgte ein Impulsreferat von Prof. Gerhard Igl zu den rechtlichen Regelungen zum Gesundheitsfachberuf PTA. Im Hinblick auf eine Novellierung wies er unter anderem darauf hin, dass anstelle von Tätigkeitsbeschreibungen, wie sie im aktuellen Gesetz verankert sind, besser Ausbildungsziele formuliert werden müssen, um eine sinnvolle und zukunftsfähige Grundlage für den Beruf PTA zu schaffen. Er appellierte an alle Beteiligten, dass bei der Neugestaltung von Gesundheitsberufen nicht Status- und Besitzwahrungsinteressen, sondern das Interesse der Bevölkerung an einem hohen Gesundheitsschutzniveau im Mittelpunkt stehen muss.

In der folgenden Podiumsdiskussion mit BVpta-Vorstandsmitglied Bernadette Linnertz, Sabine Ridder, Friedemann Schmidt und Jochen Pfeifer unter der Moderation von Elmar Esser stellten die Beteiligten ihre unterschiedlichen Positionen hinsichtlich der Neugestaltung des PTA-Berufs zu dessen Zukunftssicherung vor. In teils kontroverser Diskussion wurde deutlich, dass große Widerstände gegen eine Akademisierung des PTA-Berufs und gegen ein Abrücken von der Klausel „unter Aufsicht des Apothekers“ im Berufsgesetz bestehen. Trotz im Detail stark differierenden Ansichten, kristallisierte sich im Verlauf des Gesprächs ein gemeinsamer Nenner heraus: Alle Beteiligten waren sich letztlich einig, dass eine Ausbildungsverlängerung auf drei Jahre und die Einrichtung von vielfältigen Fort- und Weiterbildungsoptionen für PTA entscheidende und daher notwendige Maßnahmen darstellen, um den Beruf sowohl für bereits Ausgebildete als auch für Schulabgänger attraktiver zu machen. Nur so lassen sich der PTA-Beruf und damit die öffentliche Apotheke zukunftssicher gestalten.

Nach der Diskussion konnten sich alle Teilnehmer bei einem leckeren Mittagessen stärken. Viele nutzten die Pause außerdem zu einem Besuch an den Informationsständen der verschiedenen Partner aus dem Gesundheitsmarkt. Im Anschluss folgte die „Rezepturshow“ von Claudia Schwan und Barbara Gombert von der Firma WEPA. In dem Seminar zeigten die Referentinnen auf unterhaltsame und zugleich fundierte Weise die Herstellung einer Rezeptur gemäß der neuen ApBetrO. Danach referierte Jochen Pfeifer zum Thema „Pharmazeutische Beratung – die Rolle der PTA in der Apotheke“. Anhand praktischer Beispiele verdeutlichte er, welcher hohe Stellenwert den PTA bei der Beratung in der Apotheke und dem Medikationsmanagement im Allgemeinen zukommt. Zugleich betonte er die komfortable und kompetente Aufstellung der Apotheken im Rahmen der Gesundheitsversorgung, vor allem im Vergleich mit den USA und vielen europäischen Nachbarländern.

Zum Abschluss des Kongresstags hatten alle Teilnehmer Gelegenheit, sich bei Kaffee und Snacks über die Diskussionsthemen und die besprochenen Aspekte zur Zukunft des PTA-Berufs in persönlichen Gesprächen auszutauschen. Mit diesem lockeren Get-Together endete der spannende, aufschlussreiche und erfolgreiche BVpta-Kongress 2012.