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„Apotheker stellen sich gegen PTA-Interessen zur Ausbildungsverlängerung und schießen sich ein Eigentor!“


ANHÖRUNG ZUM PTA-REFORMGESETZ: Unverständnis, Fassungslosigkeit und Enttäuschung beschreiben die Reaktionen des BVpta-Vorstand auf den Verlauf der Anhörung im BMG zum Referentenentwurf des PTA-Reformgesetzes am 17. Mai in Berlin.

Während der Bundesverband der PTA e.V (BVpta) gemeinsam mit der Apothekengewerkschaft ADEXA fundiert ihren Vorschlag zur Verlängerung der Ausbildung von zweieinhalb auf drei Jahre analog zu anderen Gesundheitsfachberufen begründeten, lehnten die Vertreter der ApothekerInnen und der PTA-Schulen dies vehement ab.

„Ein schlimmeres Eigentor konnten die ApothekervertreterInnen nicht schießen“, resümiert der BVpta-Vorstand und gibt zu bedenken, dass der weitaus größte Teil der Arzneimittelabgaben inklusive umfassender Kunden-Beratung sowie der Herstellung von Rezepturen in den Apotheken durch PTA geleistet wird. „Genau das sind aber die entscheidenden Kernkompetenzen, die immer wieder zu Recht angeführt werden, um die Unverzichtbarkeit der Vor-Ort-Apotheken für eine sichere und wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zu begründen. Wer die Notwendigkeit einer inhaltlich ausgebauten und längeren PTA-Ausbildung zur Professionalisierung negiert, stellt sich nicht nur gegen eine notwendige Reform, sondern sägt damit auch an seinem eigenen Ast. In einer Zeit, in der in Berlin gleichzeitig ebenfalls kontrovers über ein Apothekengesetz diskutiert wird, spricht dies nicht gerade für politisches Gespür und Weitsicht.“

Gegen die dreijährige Ausbildungszeit sei paradoxer Weise damit argumentiert worden, dass kein Widerspruch darin läge, ein Mehr an Inhalten und Aufgaben in weniger Unterrichtszeit zu vermitteln. Und für andere Gesundheitsfachberufe würden eben andere Inhalte gelten, die eine längere Ausbildungszeit erfordern würden, bei PTA hingegen nicht. Eine Erweiterung der Lerninhalte könne mit einer bloßen Verschiebung der bisherigen Inhalte ohne Mehrstunden aufgefangen werden – eine Einschätzung, die nach Ansicht des BVpta an den realen Anforderungen künftiger BerufsanfängerInnen vorbeigeht. Als weiteres Gegenargument käme zudem der erhöhte organisatorische Aufwand der Schulen hinzu, der im Fall einer Umstellung entstünde. Dies wäre zwar kurzfristig zur Einführung sicher richtig, trägt jedoch nach Ansicht des BVpta nicht als Argument für eine Ablehnung der nötigen Verlängerung. Ebenso weitere inhaltliche Vorschläge, wie z.B. die Beachtung des Bedarfes in Krankenhausapotheken an Themen wie der sterilen Herstellung und der Versorgung mit Zytostatika, führten zu keiner Einsicht. Die Wichtigkeit einer Angleichung und Aufwertung des Berufes zur Gewinnung von qualifizierten Schülern für die Ausbildung wurde somit als nicht notwendig erachtet.

Dies erscheint umso unverständlicher, lautet die Zielsetzung des PTA-Reformgesetzes doch schließlich, die Attraktivität und Wertigkeit des PTA-Berufes zu fördern, um so dem schon jetzt dramatischen Fachkräftemangel entgegen zu wirken. „Mit einer solchen Haltung wird jedoch das Gegenteil erreicht!“, warnt der Vorstand des BVpta. „Schon jetzt entscheiden sich Viele erst gar nicht für eine PTA-Ausbildung oder PTA kehren den Apotheken nach kurzer Berufszeit den Rücken zugunsten anderer Arbeitgeber, die ihnen insgesamt mehr Wertschätzung entgegenbringen. Wir hätten schon erwartet, dass die Vertreter der Apotheken uns PTA bei diesen berechtigten Reformforderungen zur Ausbildungsverlängerung auch im eigenen Interesse unterstützen.“

Wie wenig Respekt dem für die Apotheken so wichtigen und anzahlmäßig den Apothekern überlegenen Berufstand der PTA teilweise entgegengebracht wird, erfuhr der BVpta einmal mehr während der Anhörung: So titulierte eine Vertreterin der Apothekerschaft PTA wiederholt als „Mädels“. Auch wenn dies nicht die Gesinnung aller Arbeitgeber in der Apotheke repräsentieren mag oder lächelnd abgetan wird, so ist eine solche Signalwirkung während einer sachlichen Anhörung des BMG schlicht inakzeptabel.

Auch wenn das PTA-Reformgesetz noch nicht final stünde, so sei die Marschrichtung nach dieser Anhörung absehbar, so das Fazit des BVpta. Bei aller Enttäuschung darüber bliebe dennoch stets der Blick nach vorne. Vor allem in Richtung einer Mobilisierung des Potentials an zukunftsorientierten Apothekern, die sich die kompetente Arbeitskraft einer verantwortungsbewussten und lernbereiten PTA sichern wolle. Dies verlange künftig nach mehr Unterstützung bei qualifizierter, berufsbegleitender Fort- und Weiterbildung und mehr Anerkennung von Leistung – Belange für die sich der BVpta auch künftig mit aller Kraft einsetzen wird. Denn eine Wertschätzung sollte, wie in einer guten Beziehung, gleichermaßen immer in beide Richtungen stattfinden. So bleibt der Bundesverband einer für beide Seiten notwendigen und gewinnbringenden Kooperation mit der Apothekerschaft interessiert, um die Apotheke als attraktiven und zukunftsorientierten Arbeitsplatz zu sichern.