Bin ich ein „Vereinsdino“?
Was mich bewegt seit geraumer Zeit ist die Vereinskultur meiner Generation. Als ich Kind war, war es völlig normal irgendeinem Verein zugehörig zu sein, das wurde stets von Eltern und Großeltern so vorgelebt. Heute habe ich das Gefühl, dass nur noch sehr wenige Menschen sich für Vereine interessieren. Oder ist das nur mein Gefühl?
Jeder Verein hat ja so seinen besonderen Zweck: sportliche Betätigung, kulturelle Bildung, Förderung gemeinnütziger Einrichtungen u.v.m. Vereine bieten Raum für Anerkennung: Menschen nutzen sie, um bestimmte Dinge zu erreichen oder Leistungen zu zeigen. Vereine sind Orte der Integration und Beheimatung, wer in ein neues Dorf zieht, z.B. wird in einem Verein schneller Bekanntschaften schließen. Vereine bieten Geselligkeit und sie sind Dialogpartner für die Politik: wer Vorhaben von einer gewissen Tragweite politisch umsetzen will, sollte Vereine einbeziehen.
Eine gute Vereinsarbeit umfasst ehrenamtliche Tätigkeiten, die darauf abzielen, gemeinsame Ziele zu erreichen. Das bedeutet, dass sich eine motivierte Gruppe von Menschen zusammenschließt, um Interessen und Aktivitäten miteinander zu teilen und andere ebenfalls dafür zu begeistern.
Das Anspruchsdenken der Mitglieder hat sich aber rapide gewandelt. Sprach man früher noch von „Mein Verein“, dem man möglicherweise ein Leben lang treu blieb, zieht die heutige Generation der Mitglieder weiter, wenn die Angebote nicht mehr passen oder sich woanders ein noch „cooleres“ Angebot findet. Das merke ich auch in meinem persönlichen Umfeld: ich bin z.B. im Kindergarten- und auch im Schulförderverein und bleibe selbstverständlich auch, wenn die Kinder diese Einrichtungen verlassen – viele Eltern melden sich sofort ab, sobald die Kinder „raus sind“ oder melden sich erst gar nicht an. Letzteres ist natürlich noch schlimmer in meinen Augen.
Ich frage mich, warum es nicht mehr „normal“ ist, wenigstens etwas im Kleinen verändern zu wollen. Ich finde es großartig, wenn Menschen sich in Ihrer Freizeit engagieren. Vielleicht sind es die heutigen Arbeitszeiten, die Arbeitsbelastung und/oder auch das fehlende Geld. Wobei die meisten Jahresbeiträge für Vereine wirklich finanziell überschaubar sind… Bin ich jetzt sehr uncool oder ganz und gar „lost“, weil ich in wirklich einigen Vereinen Mitglied bin?
Bist du denn noch irgendwo in einem Verein Mitglied? Na, ich hoffe doch zumindest im einzigen Berufsverband für PTA, oder?
Eure Anja Zierath