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Was geht hier ab? Ein Virus provoziert den Ausnahmezustand


Es gibt kaum ein Thema, das die Öffentlichkeit in den letzten Jahren mehr bewegt hat, als das neue Virus SARS-CoV-2. In den Medien ist das Virus omnipräsent und die Problematik rund um den Umgang damit hat beängstigend in Deutschlands Wohnzimmern Einzug gehalten.

Die Berichterstattung stellt alles andere in den Schatten. Der Klimawandel, die Flüchtlingsproblematik in Griechenland, die politische Lage in Deutschland und der Welt stehen gerade in der zweiten Reihe.

Es setzt ein unwirklicher Aktionismus ein, Desinfektionsmittel und Atemmasken zu kaufen. Alles im Moment nicht mehr erhältlich, außer zu horrenden Preisen im Internet. Nun folgt der Run auf die Lebensmittel. Leergekaufte Supermarktregale zeugen von Hamsterkäufen, als stünde ein Atomkrieg vor der Tür.

Was ist das für ein Phänomen?
Die Menschen haben Angst. Wovor eigentlich, ist im Moment noch nicht so klar zu benennen. Die Datenlage über die Auswirkung des Virus auf den Einzelnen ist nicht eindeutig. Es gibt viele Virusträger, die kaum Symptome zeigen, andere zeigen Symptome, die gut behandelbar sind. Es gibt auch Todesfälle, das ist nicht zu leugnen. Die Gefährdungslage wurde heraufgestuft. Das ruft zu besonderer Vorsicht auf.

Bedeutet Vorsicht in diesem Zusammenhang, bei jeder Erkältung gleich eine Coronavirusinfektion zu vermuten? Die Menschen stürmen die Arztpraxen, rufen die Hotlines an, sodass diese zusammenbrechen, tragen Mundschutz und desinfizieren sich ständig die Hände. Diese Panik bringt das Gesundheitssystem schon jetzt an Grenzen, obwohl ein Ende überhaupt noch nicht abzusehen ist.

Angst und Panik sind schlechte Begleiter und versperren die klare Sicht auf die Dinge. Obwohl es eindeutige Verhaltensmaßnahmen gibt, die von seriösen Institutionen und Wissenschaftlern herausgegeben werden, scheint das nicht wirklich zu beruhigen.

Man sollte den Gegner niemals unterschätzen, das ist völlig klar. Aber würde es nicht vielleicht reichen, wenn wir achtsam bleiben und die Regeln befolgen, die im Alltag durch z.B. gründliches Händewaschen leicht zu befolgen sind?
Wo ist unsere Solidarität für in Not geratene Menschen geblieben, wenn keine Schutzkleidung und Desinfektionsmittel für wirklich bedürftige Kranke mehr lieferbar sind?
Diejenigen, die jetzt horten und eine Wagenburg um sich herum bauen, werden vielleicht selbst einmal in die Lage geraten, zu erkranken und dann auf das Pflegesystem angewiesen zu sein.

Wir haben in Deutschland ein gut funktionierendes Gesundheitssystem. Aber auch ein gutes System ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Schutzmaterialien sind ein Glied in dieser Kette. Diese Ressource gedankenlos aufzubrauchen, schwächt dieses System empfindlich.

Wir sollten anfangen zu erkennen, dass es im Leben keine Sicherheit gibt. Es kann jederzeit jedem ALLES passieren, auch eine schwerwiegende Coronainfektion. Aber es kann auch immer alles andere passieren. Wir sind nicht geschützt und haben keinen großen Einfluss auf das, was geschieht, auch wenn uns das tagtäglich suggeriert wird.

Der Berliner Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Jan Kalbitzer hat es in einem Interview so ausgedrückt:
„Die Welt ist nicht sicher. Wir müssen lernen, das auszuhalten“
Am besten fangen wir gleich mit diesem Lernprozess an.

Angelika Gregor